Ein:e Gynäkolog:in kann mithilfe einer Untersuchung herausfinden, warum du nicht schwanger werden kannst. In diesem Artikel findest du eine Liste der möglichen Untersuchungen und Gründe, warum diese im jeweiligen Fall notwendig sind.
Orientierende Fruchtbarkeitsuntersuchung (OFO)
Mit einer Basisuntersuchung, wie der Orientierungsfurchtbarkeitsuntersuchung, können eventuelle Störungen frühzeitig erkannt werden. Solche Störungen können der Grund dafür sein, dass du nicht schwanger werden kannst.
Die OFO besteht aus mehreren Teilen:
- Anamnese (Krankengeschichte)
- Fruchtbarkeitstests für die Frau
- Fruchtbarkeitstests für den Mann
Im ersten Gespräch findet eine Anamnese durch ein:e Gynäkolog:in statt, bei der die Krankengeschichte von dir und deinem Partner aufgenommen wird. Aus den Antworten kann die mögliche Ursache deines unerfüllten Kinderwunschs eingegrenzt werden. Du wirst unter anderem Fragen zu deiner sexuellen Aktivität gestellt bekommen und zum Zeitraum, in dem du versucht hast, schwanger zu werden. Außerdem geht es im Gespräch um frühere Untersuchungen und Behandlungen, deine Menstruation, die Einnahme von Medikamenten und es werden Fragen zu deinem Konsum von Alkohol und Zigaretten gestellt.
Für eine bessere Gesprächsgrundlage ist es zudem hilfreich, wenn du deinen Menstruationszyklus in dieser Zeit aufmerksam verfolgt hast.
Fragen an dich können z.B. sein:
- Hast du oder hattest du eine Krankheit?
- Warst du schon einmal schwanger?
- Wie verläuft deine Periode?
- In welchem Alter kam deine Mutter in die Menopause?
Fragen an deinen Partner können z.B. folgende sein:
- Hast du oder hattest du eine Krankheit?
- Hattest du nach der Pubertät Mumps?
- Nimmst du Medikamente ein?
- Wurde jemals eine Operation der Geschlechtsorgane durchgeführt?
- Rauchst oder trinkst du? Nimmst du Drogen?
Erweiterte gesundheitliche Einschätzung deines Lebensstils bei der Anamnese
Bevor eine körperliche Untersuchung zur ungewollten Kinderlosigkeit durchgeführt wird, musst du ein paar Fragen zu deinem Lebensstil beantworten. Verminderte Fruchtbarkeit kann u.a. im Zusammenhang mit Übergewicht stehen, weshalb ein:e Ärzt:in zuerst deinen BMI (Verhältnis zwischen Gewicht und Körpergröße) ermitteln wird. Im Zuge dessen werden sowohl du als auch dein Partner zu Ernährung, Alkoholkonsum und Rauchen befragt.
Untersuchung zur ungewollten Kinderlosigkeit: Fruchtbarkeitstests für Frauen
Vaginal-Ultraschall zur Untersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken
Anschließend wird häufig eine interne gynäkologische Untersuchung von ein:er Gynäkolog:in durchgeführt. Auf diese Weise lassen sich Anomalien in den Fortpflanzungsorganen, wie z.B. deinen Eierstöcken, deinen Eileitern und deiner Gebärmutter erkennen oder ausschließen. Es handelt sich dabei um eine interne vaginale Ultraschalluntersuchung, bei der ein Ultraschallkopf in die Scheide eingeführt wird.
Dieser dünne Ultraschallkopf soll mit Hilfe von Schallwellen ein Bild deiner Gebärmutter und der Eierstöcke erstellen. Eine Ultraschalluntersuchung ist meist schmerzlos, außer du hast vor der Untersuchung bereits Symptome. Die Untersuchung dauert circa 5 Minuten.
Röntgenuntersuchung der Gebärmutter
Eine Röntgenuntersuchung der Gebärmutter (Hysterosalpingographie oder HSG) kann helfen zu erkennen, ob Anomalien der Grund dafür sind, dass du nicht schwanger werden kannst. Durch die Injektion von Kontrastmittel durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter und die Eileiter kann dein:e Gynökolog:in sehen, ob die Eileiter für die Spermien frei zugänglich sind. Nebenbei wird auch Größe und Form deiner Gebärmutter festgehalten. Diese Untersuchung ist nicht ganz schmerzfrei; in der Regel wird dir vorher aber ein Schmerzmittel verschrieben.
Bluttest
Je nach Verlauf deines Zyklus, deiner Vorgeschichte und früheren Untersuchungsergebnissen kann eine Blutuntersuchung erforderlich sein. Dieser Bluttest wird zu bestimmten Zeitpunkten während deines Zyklus durchgeführt. Dabei wird das Blut auf verschiedene, für die weibliche Fruchtbarkeit relevante, Hormone getestet. Das Ergebnis zeigt dir an, ob ein Eisprung stattgefunden hat und ob deine Eierstöcke ausreichend aktiv sind.
Zusätzliche Bluttests können den Gynäkolog:innen Aufschluss geben, ob Antikörper gegen Chlamydien in deinem Blut vorhanden sind. Falls ja, bedeutet das, dass du in der Vergangenheit wahrscheinlich einmal eine Chlamydieninfektion gehabt hast. Durch diese Infektion können Eileiter beschädigt oder Verwachsungen im Unterleib entstanden sein. Mithilfe einer Gebärmutterspiegelung (HSG) oder einer diagnostischen Laparoskopie (Schlüssellochchirurgie) wird festgestellt, ob deine Eileiter gesund sind.
Schlüsselloch-Chirurgie
All diese Untersuchungen und du fragst dich noch immer: “Warum werde ich nicht schwanger?”. Um abzuklären, ob du körperlich für eine Schwangerschaft bereit bist, kann die Schlüsselloch-Chirurgie helfen. Dies ist ein laparoskopischer ambulanter Eingriff, bei dem du vollständig betäubt wirst, um deine Eierstöcke und Eileiter zu untersuchen.
Zuerst bläst ein:e Ärzt:in mit einer Nadel unschädliches Kohlendioxid in deine Bauchhöhle und verschafft sich so einen freien Blick. Danach folgt ein kleiner, etwa einen Zentimeter langer Einschnitt unterhalb deines Nabels. Zur Inspektion wird dort ein Hohlrohr (Laparoskop) eingeführt, durch das der:die Chirurg:in deine Gebärmutter, die Eileiter und die Eierstöcke sehen kann. Zusätzlich wird ein zweiter Schnitt im Unterbauch gemacht, wodurch ein zweiter Stab hineingeschoben wird. Mit diesem können Eileiter und Eierstöcke zur besseren Übersicht angehoben werden. Auf diese Weise wird überprüft, ob es auf der Rückseite der Organe Missbildungen gibt.
Auch bei dieser Untersuchung wird ein Kontrastmittel gespritzt, um (erneut) den Durchgang zu den Eileitern zu untersuchen. Abschließend werden die beiden Schnitte genäht und du kannst noch am selben Tag nach Hause gehen. Nach der Operation können Schmerzen im Bauch oder in der Schulter auftreten. Das verwendete Kohlendioxidgas stimuliert das Zwerchfell, was Schmerzen in der Schulter zur Folge hat. Aber keine Sorge, die Schmerzen verschwinden am nächsten Tag von alleine.
Untersuchung zur ungewollten Kinderlosigkeit: Männliche Fruchtbarkeitstests
Wenn du lange nicht schwanger werden kannst, wird auch eine Untersuchung bei deinem Partner durchgeführt. Die Untersuchung des Mannes konzentriert sich dabei hauptsächlich auf die Qualität des Samens. Eine abgegebene Spermaprobe wird auf Volumen, Säuregehalt, Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien hin getestet. Sollte diese in Ordnung sein, gibt es keine körperlichen Einschränkungen. Eine weitere Untersuchung ist nur dann erforderlich, wenn bei der Spermaanalyse Anomalien festgestellt werden.
Was bedeutet ungeklärte Unfruchtbarkeit?
Es kann sein, dass bei der Untersuchung keine Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit gefunden wird. Dieses Phänomen nennt sich “ungeklärte Unfruchtbarkeit”. Das liefert dir zwar keine konkrete Antwort, aber für viele Betroffene ist es trotzdem ein beruhigender Gedanke. Denn dieses Ergebnis bedeutet, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege immer noch möglich ist.
In diesem Fall wird dir jede:r Gynäkolog:in raten, es weiter zu probieren. Achte deshalb darauf, dass du weiterhin den besten Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr wählst. Kleiner Tipp: Die Zeit kurz vor dem Eisprung erhöht deine Chancen auf eine Empfängnis!
