Ovulationsfördernde Medikamente werden bei der Kinderwunschbehandlung im Rahmen der ovariellen Stimulation eingesetzt. In der modernen Kinderwunschmedizin werden unterschiedliche Wirkstoffe und Darreichungsformen (Tabletten und Spritzen) eingesetzt. Nach einer ausführlichen Untersuchung wählt dein:e Gynäkolog:in zusammen mit dir die am besten geeigneten Behandlungsverfahren und Medikamente aus. Eine individuelle Beratung und Kinderwunschbehandlung unterstützten dich auf deinem Weg zum Wunschkind.

Wenn sich auch nach längerer Zeit des Probierens keine Schwangerschaft eingestellt hat, können hormonelle Gründe dafür verantwortlich sein, die z. B. die Eizellreifung beeinträchtigen. Je nach Art und Ausmaß der Hormonstörung kommen unterschiedliche Hormontherapien infrage. Angepasst an deine persönliche Situation wird dein:e Gynäkolog:in das am besten geeignete Medikament zur Auslösung des Eisprungs empfehlen. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Tabletten
  2. Hormonspritzen

Da jede Frau anders auf die Behandlung reagiert, spielt die Dosierung eine große Rolle. Reagiert dein Körper nach der verabreichten Dosis nicht mit einem Eisprung? Dann wird dein:e Gynäkolog:in bei der nächsten Sitzung eine Erhöhung der Dosis in Erwägung ziehen.

Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass durch die Einnahme der Medikamente zu viele Eizellen herangereift sind. In diesem Fall wird die Behandlung abgebrochen und der Arzt rät dir wegen des Risikos einer komplikationsreichen Mehrlingsschwangerschaft vom Geschlechtsverkehr ab. Für die nächste Behandlung erhältst du dann eine niedrigere Dosis.

Das Ziel der ovariellen Stimulation besteht entweder in der Unterstützung eines Eisprungs bei Störung der Follikelreifung oder der Gewinnung mehrerer Eizellen für die künstliche Befruchtung.

Auslösung des Eisprungs mit Tabletten

Die Behandlung besteht in der Einnahme von Tabletten, die den Wirkstoff Letrozol oder Clomifen enthalten. Die Tabletten müssen 5 Tage lang eingenommen werden, beginnend am 3. Tag der Menstruation. Beide Wirkstoffe steigern die Produktion des Hormons FSH, welches den Eierstock und damit das Follikelwachstum stimuliert.

In manchen Fällen wirken die Medikamente nicht sofort und es ist notwendig, die Dosis nachträglich zu erhöhen. Zur Sicherheit wird in regelmäßigen Abständen durch Ultraschallkontrollen überprüft, ob und wie die Behandlung anschlägt.

Auslösung des Eisprungs durch Injektionen

Falls Tabletten nicht helfen, besteht die Möglichkeit, den Eisprung durch Injektionen auszulösen. Dabei werden Injektionen mit sogenannten Gonadotropinen (FSH, LH und hCG) verabreicht. Das Hormon FSH fördert das Wachstum der Eierstockbläschen und sorgt außerdem für das Wachstum mehrerer Eizellen. Die Hormone LH und hCG sorgen für die endgültige Reifung dieser Bläschen und den Eisprung.

Der Vorteil ist, dass du die Medikamente selbst zu Hause unter die Haut spritzen kannst. Selbstverständlich wird dir dein:e Gynäkolog:in im Vorfeld erklären, wie die Behandlung ablaufen soll. Zudem gibt es auf der Website des Herstellers oft Anleitungsvideos zu den Injektionen, damit du dir diese zu Hause noch einmal ansehen kannst.

Der Nachteil der Therapie mit Gonadotropinen ist, dass es das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft erhöht. Um dem vorzubeugen, wird dein:e Gynäkolog:in immer mit der niedrigsten Dosis beginnen. Das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft besteht übrigens nur bei Verkehr zum Optimum (VZO) oder einer intrauterinen Insemination (IUI) und nicht bei In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI). Denn bei einer IVF/ICSI hat der Arzt die Kontrolle über den Embryotransfer, was bei der OI/IUI nicht der Fall ist.

Was bewirken follikelstimulierendes Hormon (FSH), luteinisierendes Hormon (LH) und humanes Choriongonadotropin (hCG)?

Bei FSH, LH und hCG handelt es sich um Stoffe, die deine Keimdrüsen (bei der Frau die Eierstöcke und beim Mann die Hoden) stimulieren. Diese Hormone kommen natürlicherweise in deinem Körper vor, können aber auch als Medikament von außen zugeführt werden. Es gibt sowohl Injektionen mit einem einzigen Hormon als auch Injektionen mit einer Kombination dieser Hormone.

Dank moderner biotechnologischer Methoden ist es möglich, FSH und LH in großem Maßstab im Labor mit Hilfe von Zelllinien zu produzieren. Zu diesem Zweck werden Zellen aus den Eierstöcken von Hamstern verwendet, z. B. die CHO-Zelllinie. Es gibt auch eine menschliche Zelllinie (Per.C6-Zelllinie), die zur Herstellung von FSH verwendet werden kann.

Neben den im Labor hergestellten Hormonen gibt es auch Medikamente, die von weiblichen Spendern stammen. Für hCG gibt es keine Zelllinie aus dem Labor, weshalb die Produktion der dreifachen Hormonmischung (FSH + LH + hCG) von weiblichen Spendern abhängig ist.

Was sich hinter GnRH verbirgt

Das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) wird vom Hypothalamus gebildet, einer wichtigen Schaltzentrale im Zwischenhirn. Mithilfe dieses Hormons sendet der Hypothalamus ein Signal an die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), um die Gonadotropine FSH und LH zu produzieren. Diese beiden Hormone fördern die Entwicklung von Eizellen in den Eierstöcken.

GnRH ist auch als Medikament erhältlich, das die Hirnanhangsdrüse auf die gleiche Weise stimuliert wie das natürliche GnRH. Diese medikamentöse Behandlung wird Frauen verschrieben, die aufgrund einer unzureichenden GnRH-Produktion keine Menstruation haben (hypothalamische Amenorrhoe). Es ist auch möglich, dass du GnRH bekommst, nachdem eine Behandlung mit Tabletten keine Wirkung gezeigt hat.

Bei Verabreichung von GnRH wird der natürliche Prozess des Hormons im Körper nachgeahmt. Dies geschieht, indem alle 90 oder 120 Minuten eine kleine Dosis GnRH über eine Infusionspumpe, die du Tag und Nacht trägst, unter die Haut verabreicht wird. Geeignete Hautstellen für die Verabreichung sind dein Bauch oder dein Oberarm.

Hormonelle Stimulation im Rahmen einer künstlichen Befruchtung

Ein Behandlungszyklus beginnt mit der Stimulation deiner Eierstöcke durch Injektionen von Gonadotropinen, gefolgt von einem Embryotransfer und endet mit einer Schwangerschaft oder einer Menstruation. Die Anzahl der erforderlichen Behandlungen hängt von deinen  persönlichen Voraussetzungen ab.

Ironischerweise sind es die natürlichen Hormone der Frau (Östrogene, Androgene und Gonadotropine), die deine medizinische Behandlung beeinträchtigen können. Im Falle einer Fruchtbarkeitsbehandlung muss die Hypophyse z.B. daran gehindert werden, zu früh einen Eisprung herbeizuführen. Deshalb kann sie in diesem Zeitraum z. B. unter Einsatz von GnRH-Analoga in einen “Schlafmodus” versetzt werden.

Hierfür gibt es ein langes und ein kurzes Behandlungsprotokoll, die im Rahmen der künstlichen Befruchtung (IVF/ICSI) eingesetzt werden:

  • Das lange Protokoll mit GnRH-Agonisten

Das lange Behandlungsprotokoll beginnt im Vorzyklus zunächst mit der Unterdrückung der Ausschüttung körpereigener Fruchtbarkeitshormone durch die Verabreichung eines GnRH-Agonisten. Dadurch wird ein spontaner Eisprung im Folgezyklus unterdrückt. Mit Beginn des nächsten Zyklus erfolgt die eigentliche Stimulation durch Injektion von Gonadotropinen. Nach Heranreifen einer ausreichenden Zahl an Follikeln (Eibläschen) wird der Eisprung durch eine hCG-Injektion ausgelöst. Die Eizellen können dann 36 Stunden später entnommen werden. Insgesamt dauert das lange Protokoll 6 Wochen.

Agonisten ahmen natürliche Stoffe nach, indem sie die gleichen Bindungsstellen besetzen und entsprechende Reaktionen hervorrufen. GnRH-Agonisten stimulieren die Hypophyse auf ähnliche Weise wie das natürliche GnRH des Hypothalamus und sorgen für eine Freisetzung von LH und FSH. Länger angewendet führen GnRH-Agonisten dazu, dass der Vorrat an LH und FSH in der Hypophyse erschöpft ist. Zusätzlich wird die Hypophyse für das natürliche GnRH unempfindlich (Herunterregulation der Rezeptoren).

  • Das kurze Protokoll mit GnRH-Antagonisten

Bei dem kurzen Behandlungsprotokoll erfolgt die Stimulation ab dem zweiten oder dritten Zyklustag durch tägliche Injektionen von follikelstimulierendem Hormon (FSH) oder humanem Menopausengonadotropin (hMG). Ungefähr 2 – 3 Tage nach Beginn der Stimulation erfolgt die die Hemmung der Hypophyse durch die Verabreichung von GnRH-Antagonisten. Dadurch wird ein spontaner Eisprung verhindert („Downregulation“). Wenn nach ca. 10 Tagen eine ausreichende Zahl an Eibläschen herangereift sind, wird der Eisprung durch eine Injektion von humanem Choriongonadotropin (hCG) ausgelöst. Kurz vor dem Eisprung erfolgt die Entnahme der Follikel (Follikelpunktion).

Bei Antagonisten handelt es sich um Gegenspieler natürlicher Stoffe, die deren Wirkung aufheben oder in entgegengesetzter Weise wirken. Die verabreichten GnRH-Antagonisten binden an die Bindungsstellen der Hypophyse, so dass für das natürliche GnRH keine Bindungsstellen mehr frei sind, um die Hypophyse zu stimulieren. Auf diese Weise wird die natürliche Produktion von Gonadotropen durch die Hypophyse schnell, aber reversibel (also nur vorübergehend) unterdrückt.

Wozu Prolaktinhemmer dienen

Bei Prolaktin handelt es sich um ein Hormon, das unter anderem nach der Geburt vermehrt ausgeschüttet wird, um die Milchproduktion anzuregen und den Eisprung zu unterdrücken. Auch bei Frauen, die nicht schwanger sind, können erhöhte Prolaktinwerte den Eisprung verhindern. Nach Ausschluss anderer Ursachen für erhöhte Prolaktinwerte, wie z. B. Veränderungen der Schilddrüsenfunktion, können prolaktinhemmende Medikamente eingesetzt werden, um die Prolaktinspiegel und damit den Zyklus zu normalisieren.